Wie schwierig und mühevoll die Provenienzforschung ist, wurde anhand des Falles Gurlitt deutlich. Cornelis Gurlitt kam 2013 in die Weltpresse, als in seiner Münchner Wohnung 1280 Gemälde von unschätzbarem Wert entdeckt wurden. Der im Mai 2014 verstorbene 81-jährige war aufgefallen, als er im Zug eine sehr große Summe Bargeld mit sich führte und die Steuerbehörde sich für die Herkunft interessierte.
Im Februar 2014 wurden weitere ca. 60 Kunstwerke, darunter Picasso, Renoir und Monet gefunden. Gurlitts Vater war während des Krieges Kunsthändler im Auftrag der Nazis und hat in den Kriegswirren einige Hunderte Gemälde zu Seite schaffen können. Der größte Teil wurde ihm sogar aus dem Collection Point zurückgegeben. Dort wusste scheinbar keiner so recht, was mit den Gemälden geschehen sollte, für die keine Ansprüche aus dem Ausland vorlagen. Das war Sache der Deutschen und so verschwanden die Gemälde von der Bildfläche. Von einigen der gefundenen Werke war noch nicht einmal deren Existenz bekannt. Sie waren scheinbar 60 Jahre lang völlig vergessen. Es handelt sich um Werke aller möglichen äußerst bekannten Künstler, angefangen von Otto Dix, über französische Klassiker wie Delacroix, zu Expressionisten der Zwanzigerjahre, wie Max Beckmann, Liebermann, Marc Chagall, Franz Marc, oder „der Blaue Reiter“.
Gurlitt lebte äußerst zurückgezogen und hatte außer seiner Schwester kaum soziale Kontakte. Seine Wohnung war von oben bis unten mit Kunstwerken vollgepackt. Die letzten Jahrzehnte hatte er von und für die Bilder gelebt und ab und an zur seiner Finanzierung Stücke verkauft. So wurde der Löwenbändiger von Max Beckmann 2011 vom Auktionshaus Lempertz in Köln für 864.000 Euro versteigert. Das Auktionshaus stieß bei seiner hauseigenen Provenienzforschung auf Zweifel, ob der Beckmann nicht doch ein vom jüdischen Kunsthändler Adolf Flechtheim unter Zwang 347 verkauftes Werk handelte. Daraufhin einigte sich Gurlitt mit den Erben Flechtheims. Der Erlös des Bildes wurde geteilt.
Wie die Venus aus Karinhall, der Prometheus aus dem Berchtesgadener Stollen und das Steens Trinkgelage den Weg zu den Collection Points nahmen, wird im Film Monuments Men von George Clooney verbildlichen. Die Truppe aus Museumdirektoren, Kuratoren und anderen Kunstkennern versuchte am Ende des zweiten Weltkrieges möglichst viel an Kunst vor der Vernichtung zu retten. Dies vor allem, nachdem Hitler den Nero-Befehl erlassen hatte, der die Zerstörung von Brücken, Eisenbahnlinien und auch sämtliche Kunst gemäß der Politik der verbrannten Erde vorsah. Ein Großteil des abendländischen Kulturerbes war von der Handlungsschnelligkeit der Monuments Men abhängig. Diese waren ihrerseits kaum militärisch ausgebildet und stießen bei der kämpfenden Truppe auf zögerliche Unterstützung. Militärbefehlshaber wollten kein Menschenleben für Kunst aufs Spiel setzen. Vor allem mussten sie die Kunst erst aufspüren. Dabei half unter anderem ein Verzeichnis aus Paris. Dort waren die vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg gestohlenen Werken verzeichnet. Auf ihrem Trip durch Bergwerke, Salzminen und Stollen konnten sie das Schlimmste verhindern und verloren dabei zwei Mitstreiter. Viele der Stollen sollten gesprengt werden, aber Lagerarbeiter, die örtliche Bevölkerung und die betrauten Nazis wollten die Vernichtung durch das zur Explosion bringen der Eingänge verhindern. So blieb das meiste Vernichtungswerk der Nazis unvollendet, wie im Falle des Altausees und des Berchtesgadener Stollen.
Die ganze Geschichte hier zu erzählen, sprengt den Rahmen, aber Bilder erzählen bekanntlich mehr als tausend Worte. Daher sei auf den Film verwiesen.