Im Westen nichts Neues

In Deutschland hat die kaputte Generation des ersten Weltkriegs maßgeblich mit der Entstehung des Zweiten Weltkriegs zu tun. Viele der damaligen Frontsoldaten hatten den Hass, die Gewaltbereitschaft, den Fatalismus in sich, aus denen sich später die SA und viele der Nazigrößen rekrutierten. Nach dem ersten Weltkrieg wusste viele nicht was, wie sie sich im zivilen Leben zurechtfinden sollten.

Wer hat nicht schon einmal von „Im Westen nichts Neues gehört“? Manche kennen vielleicht den Schwarzweißfilm, der schon einige Jahre nach Erscheinen des Buchromans von Erich Maria Remarque 1930 den Oscar als Bester Film erhielt. Einige wenige werden den Roman vielleicht sogar gelesen haben. Es ist ein wichtiges Dokument dessen, was sich in den Gräben des Ersten Weltkriegs wirklich zugetragen hat. ‚Dolchstoßlegende‘ und ‚im Felde unbesiegt‘ kann man dann ad acta legen.

Alle militärisch angehauchten Dokumentation und Bildbände kann man getrost einem befreundeten Neonazi schenken. Der Roman beschreibt vielmehr die Geschichte einer verlorenen Generation.

Gerade mal adoleszente wurden durch wilhelminisches Tschingderassabum, Hunnenreden, Sendungsbewusstsein, sprich der ganzen der kaiserlich-preußischen Arroganz und Unsensibilität durch ihre Lehrer und das Umfeld zu Kriegsfreiwilligen. Am Anfang standen Nibelungentreue und Hurra. Am Ende stand so richtig keiner mehr. Vielen fehlten Gliedmaßen oder aller erdenklichen sonstigen Körperteile.

Das Säbelrasseln war dem ‚Schütteln‘ gewichen. Durch das unablässige Trommelfeuer und die Klaustrophobie des Schützengrabens verloren etliche die Nerven. Den Schüttlern zuckten die Nerven unaufhörlich wie elektrifizierte Augsburger Marionetten.

Der erste Weltkrieg war der grausamste Krieg der Geschichte. Es gab neue Massenvernichtungswaffen. Sie hinterließen Verstümmelte und Blinde. Der Roman beschreibt das Dasein im Graben sehr plastisch.

Vor allem umschreibt er, wie die Heimatfront von alledem nichts hören wollte. Diese hoffte  weiterhin auf den ‚Durchbruch‘ und konnten mit dem aufkommenden Defaitismus nichts anfangen. Viele lebten noch in einer Zeit, die aufhörte zu existieren. Nach der Niederlage gab es auch wenig Gehör für die geistig geschundenen Kriegsheimkehrer und ihre Traumata. Denn nach dem ersten Weltkrieg ging‘s nur noch ums Überleben. Spanische Grippe, Inflation, Reparationen, Hunger, Tuberkulose schlugen zu. Viele Soldaten behielten jahrelang ihre Uniformen an, da sie keine andere Kleidung hatten.

1979 gab es ein Remake von im Westen nichts Neues mit dem immer wieder überragenden B-Schauspieler Ernest Borgnine. So glauben viele, aber Borgnine gewann 1955 den Oscar und war im wirklichen Leben A-Schauspieler.

Dazu Donald Pleasance als chauvinistischer Oberlehrer, der seine Schuler zur tödlichen Kriegsfreiwilligkeit ermutigte. In der Hauptrolle John-Boy Walton.

In Deutschland hat die kaputte Generation des ersten Weltkriegs maßgeblich mit der Entstehung des Zweiten Weltkriegs zu tun. Viele der damaligen Frontsoldaten hatten den Hass, die Gewaltbereitschaft, den Fatalismus in sich, aus denen sich später die SA und viele der Nazigrößen rekrutierten. Nach dem ersten Weltkrieg wusste viele nicht was, wie sie sich im zivilen Leben zurechtfinden sollten.  Die Gesellschaft war ihnen fremd geworden. Man war Außenseiter und suchte Kontakt mit seinesgleichen. Kameradschaft! Diese führte dazu, dass sich viele politischen Organisationen wie Stahlhelm, NSDAP oder Freikorps anschlossen.

Man hatte ja noch seine Uniform und sein Gewehr. Als Sündenbock für die neuen Zustände und die unverstandene Demokratie kamen die Kommunisten und Sozialdemokraten gut in Frage. Sie hatten den Versailler Vertrag unterschreiben müssen, dessen Revision immer wieder das Ziel nationalistischer Kräfte ausgewiesen wurde.

Im Roman von Remarque wird allerdings deutlich, dass sich alle Soldaten, auch die Gegner, als  Schicksalsgenossen sahen. Jeder war zwar bereit sein Gegenüber zu töten. Man fühlte sich den Gegnern aber aufgrund derselben Situation, -von der Heimat verraten und verkauft-, verbunden.

Weihnachten 1914 kam es sogar zu einem Fußballmatch im Niemandsland zwischen den Gräben. Englische und deutsche Soldaten organisierten eine Art Ball, etwas Fusel, Bier oder Glühwein. Weihnachtslieder wurden gesungen und ein Länderspiel ausgetragen.  Man tauschte Tabakwaren, Rationen und kleine Geschenke aus, bevor die ‚Stille Nacht‘ hereinbrach, die dann wieder im Trommelfeuer ein jähes Ende fand. Der Wahnsinn ging weiter bis der Arzt kam oder gar nicht mehr zu kommen brauchte.

Vielmehr Positives gab es aus diesen vier Jahren nicht wirklich zu berichten. Noch heute schlagen  sich alle möglichen Pharisäern und Schriftgelehrte um die Schuld am Ersten Weltkrieg. Viele Fakten sind bekannt. Jeder kann sich sein Urteil bilden wie er will.

Fest steht, dass niemand die Mittel, die Vision, oder die Initiative hatte, den Unsinn zu beenden, der auf ein allgemeines Desaster hinauslief.

Stanley Kubrick hat über die Jahre vielen sehr verschiedene Filme gemacht. Ihm war es immer wichtig, etwas Neues zu drehen. So sind von ihm bekannt: Apokalypse Now, Space Odyssee 2001, Clockwork Orange, Dr. Seltsam, Shining, Full Metal Jacket und Spartacus (wieder mit Kirk Douglas)…. Keiner vergleichbar mit dem anderen.

Sein Film aus dem Jahre 1957 lag ihm besonders am Herzen. Path of glory, zu Deutsch ‚Wege zum Ruhm‘. Kirk Douglas spielt einen französischen Offizier, der mit seiner Trillerpfeife das Fußvolk aus den Gräben treiben sollte, dem Feind entgegen. Das Himmelfahrtskommando scheiterte. Das Trommelfeuer war so stark, dass die Soldaten noch nicht einmal aus ihren Gräben kommen konnten.

Dafür wurden natürlich Verantwortliche gesucht. Die Generäle wollten es nicht schuld gewesen sein. Die meisten von ihnen waren militaerstrategisch noch im 19. Jahrhundert. Also kam man auf die Idee,  exemplarisch drei der Soldaten auszuwählen und zum Tode zu verurteilen.

Kirk Douglas wurde zu deren Verteidiger vor dem Militärgericht kommandiert. Er machte seine Sache gut. Allerdings hilft es den Delinquenten nicht, denn sie waren von hoher Stelle ja schon vorverurteilt. Dreyfuss lässt grüßen. Ein Happy-End hätte den Film auch völlig unrealistisch erscheinen lassen. Er verdeutlicht, wie der Etappenhengst in Generalskostüm nur für eigenen Ruhm und eigenes Renommee Tausende Menschenleben seinem bornierten Dilettantismus opfert.

http://youtu.be/EVnwxf5nwa8

In der Schlußszene lauscht Douglas einer deutschen Kriegsgefangenen, die vor den französischen Soldaten ein deutsches Volkslied singen muss, das es den Soldaten die Tränen in die Augen treibt. Es wird ihm nicht schwer gefallen sein, denn Douglas spricjht fließend Deutsch. Die Kriegsgefangene wurde übrigens Kubricks Frau.

Dieser von Remarque und Kubrick beschriebene Geist war vielleicht die Hauptschuldigen am ersten Weltkrieg. Eigentlich scheißegal, wer wann wem ein Ultimatum gestellt hat. Gavrilo Princip Schuld für die ganze Chose in die Schuhe zu schieben, wäre völlig naiv.