Dalyan in der Türkei ist kein typischer Badeort. Die Stadt liegt an einem Fluss, der einen Binnensee mit dem Flussdelta verbindet. Daher geht in Dalyan alles per Bötchen.
Einige der Aufnahmen für den Film African Queen mit Katharine Hepburn und Humphrey Bogart wurden hier geschossen. Es geht aber per Kahn auf die andere Seite des Flusses. Dort ist aber nicht der Hades. In den Felsen sieht man schon monumentale Gräber in den Fels gehauen. Das weckt die Neugier.
Die Gräber sind schwer zu erklimmen, aber es gibt ja noch eine Ruinenstadt: Kaunos. Viele Touristen zwischen umherliegenden Steinen umherlaufend und Souvenirs kaufend. Hier ist es aber etwas anders. Auf den ersten Blick erscheint die Ex-Stadt wie eine Ausgrabungsstätte. Hinter dem Hügel fällt das Gelände ab. Es eröffnet sich der Blick auf einen See, an dessen Seite Befestigungsanlagen, die Überreste eines kleinen Hafens, den daran grenzenden Marktplatz, einem Minitempel und Reste von Häusern. Mit ein wenig gutem Willen kann man sich eine ehemals florierende Stadt vorstellen, welche 456 v. Chr. erstmals erwähnt wurde. Wie der Hafen versandet ist, ist auch die Stadt untergegangen. Aber erst viele hunderte Jahre später.
Zwischendurch trieben sich hier die Griechen herum, bisweilen von den Persern attackiert. Die Perser konnten unter heftigen Kämpfen abgewehrt werden. Daraufhin schloss man sich dem Delischen Bund an und bezahlte einige Talente an Verteidigungsetat. Durch den König Mausoleos (ja genau der), wurden überproportional große Stadtmauern errichtet. Irgendwann war es vorbei mit der Herrlichkeit und die Perser bemächtigten sich der Stadt. Allerdings wurde sie auch wieder zurückerobert und war wieder hellenistisch. Der Hafen versandete, denn einige Kilometer weiter häufte sich einer der schönsten Sandstrände überhaupt auf: der heute naturgeschützte Schildkrötenbrutplatz Iztuzu. Der erstreckt sich in der Form eines Mini-Haffs. Diverse Karl May Filme könnten dort in 3-D gedreht werden, Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi. Oder vielleicht die Karl May Festspiele hierhin verlegen? Aber zum Glück ist der Strand nach langem Kampf gegen ein Hotelvorhaben gegen jeglichen Kommerz und Klamauk geschützt.
Durch die vom Strand eingeschlossenen Seen ist das Delta ein besonders guter Brutplatz von Moskitos. Das führte schließlich zum Untergang der Stadt Kaunos. Ein Großteil der der Bevölkerung wurde dahingerafft. Schon Herodot erwaehnte, dass die Bevölkerung durch Malaria gezeichnet, etwas bleich und schwächlich daher läuft. Nach den Griechen kamen wie vielerorts die Römer. Davon zeugt eine ein Badehaus aus dem 5. Jahrhundert. Die Römer wurden christianisiert. Kaunos wurde sogar Bischofssitz. Deshalb die etwas unpassenden Überbleibsel einer Kirche aus der Mitte des 1. Jahrtausends nach Christi. Ungleich beeindruckender ist das Stadion, das gut erhalten ist und wahrscheinlich immer noch ca. 5000 Leuten Platz bietet. Direkt daneben geht es den Berg hinauf auf einen Akropolishügel.
Der wurde mit Mauern befestigt, die die Akropolis mittelalterlich anmutenden lassen, da die Türken mittlerweile Herr der Stadt waren. Der 152m hohe Berg ist auch für den ungeübten, nicht hundertprozentig schwindelfreien Wanderer zu erklimmen. Einfach nur den roten Punkten folgen. Die Rundumsicht von ganz oben ist aller Mühe wert. Man sieht den Schildkrötenstrand, das Delta, Dalyan.
Die Geschichte von Kaunos endete im 15. Jahrhundert, als die Bewohner von den Mücken genug hatten. Obendrein gab es noch ein ordentliches Erdbeben.
Am besten schaut man sich Kaunos des Abends an. Dann ist es ruhig, die Sonne geht unter. Man kann versuchen sich mit den umherlaufen Schildkröten, Kühen, Eidechsen und Schafen zu unterhalten, die alle paar Minuten den Weg kreuzen. Oder sich auf der Suche nach den Stadtmauern in die Büsche schlagen.
Auf dem Rückweg kann man sich vor dem Übersetzen über den Styx bei der alten Frau noch einen Honigpfannkuchen oder ein Bierchen genehmigen.
Es ist auch möglich, ein Mountainbike mit in den Kahn zu kriegen um von Kaunos direkt in die Berge weiter zu radeln. Am anderen Fuß des Berges wartet eine osmanische Badeanstalt aus dem 14. Jahrhundert. Die kleinen Fische dort freuen sich über Mahlzeiten aus Hautschuppen. Oder man wälzt sich im Schwefel- oder Schlammbad.
In Dalyan lebten bis zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei 1923 beide Nationen schiedlich-friedlich zusammen.