Onkel Pecus

Bild Quelle: Achim Bovelett

Zuerst musste ich überlegen, wann ich als Kind angefangen habe, Geldscheine zu sammeln. Dabei half mir Bonnie Tyler, die mich damals musikalisch beim Eintüten der Scheine begleitete. Und die hatte ihren Nummer Drei Hit Lost in France im April 1977 in den Deutschen Single Charts. Ein Schulkamerad, dem ich vom meinem neuen, ungewöhnlichen Hobby erzählt hatte, wies mich darauf hin, dass ein Schreibwarengeschäft in seinem Stadtteil Sammelbildchen von Geldscheinen verkaufte. In meiner jugendlichen Naivität schwang ich mich aufs Mini-Rad. Der besagte Einzelhändler wusste von nichts und guckte mich verwundert an. Eigentlich war mir die Wahrscheinlichkeit, fündig zu werden, von vornherein suspekt.

Im Banknotenforum fragte vor einiger Zeit jemand nach solchen Sammelbildern und ich begann zu googeln. Es schien, dass es in der Tat Sammelbilder, und zwar verschiedene Serien in mehreren Ländern gab, Chile, Spanien, Italien und Deutschland. Deutschland? Nicht ganz. Ein gewisser Onkel Pecus (Verlag), ansässig im schweizerischen Zug hat das Sammelalbum mit Stickern einer Größe von 4 x 6 cm -jeweils versehen mit einem doppelten, roten Specimen-Aufdruck- im April 1976 herausgebracht. 330 Bilder sind es insgesamt, 165 Scheine mit Vorder- und Rückseite. Im Vorwort schreibt uns Onkel Pecus: „Wem nützt diese Sammlung? Den Kindern oder den Erwachsenen? Die Schüler mögen daraus einen Nutzen ziehen, weil sie interessiert sind, alle neuen Banknoten kennen zu lernen und dabei immer wieder unsere Angaben über die Länder lesen…. Werfen die Eltern einen Blick in das Album – besonders wenn es schon viele Bilder erhält- so ist es auch für sie bei Geschäfts- und Ferienreisen ins Ausland nützlich. Es ist interessant zu wissen, welche Sprachen in den fraglichen Ländern üblich, was für Banknoten in Umlauf und wieviel sie in eigener Währung wert sind. Darüber hinaus werden die Kinder üben – sei es auch nur aus Zeitvertreib- mit Wechselkursen umzugehen, zum Beispiel wenn sie doppelte Banknoten gegen fehlende tauschen möchten.“ Das ist Marketing anno 1970.

Ob Kinder beim Tauschen an Wechselkurse denken ist etwas schwer vorstellbar. Bei Fußballbildern waren die Wechselkurse auf jeden Fall anders = 10 ‚normale‘ Bilder für einen Netzer. Auch der Austausch von Doppelten wurde durch das sogenannte ‚Schnibbeln‘ befördert. Die Bilder wurden von den Mitspielern abwechselnd gegen eine Wand geschnipst. Das Bild, welches am dichtesten an der Wand liegenblieb, gewann und der Besitzer konnte alle anderen geworfenen Bilder nun sein Eigen nennen.

Vielleicht konnte man diese Bilder tatsächlich damals in meinem Umkreis erstehen, vielleicht waren sie aber im Sommer 1977 gerade wieder aus den Regalen, oder es gab sie halt nicht in jedem Schreibwarengeschäft.