Sachensuche

In unserem ‘Gladbacher Normalhaus’ gab es einen Speicher, wo noch ein paar Gelsenkirchener Barockschränke standen, in denen es noch richtig etwas zu stöbern gab, alte Dokumente oder Bakelite-Utensilien.

Die Kombination von Dachbodenfund und Recherche haben mich schon immer interessiert. Dies wurde durch das von 3 Fernsehkanälen geprägten Kinderfernsehen der 70er noch befeuert, wo Mystery-Serien liefen wie Männer mit Mut, Das Haus der Krokodile, Das Gold vom Krähenberg & Der Geist und Mrs. Muir.

Eigentlich wollte man damals wie Pipi Langstrumpf sein, stark und unabhängig, und sich wie diese auf Sachensuche begeben um einen Spunk zu finden.

Bei mir waren das die Vorstellungswelt des ‚Findelkindes von Gladbach‘, eines historischen Romans rund um den 70-jaehrigen Helden Vith Gilles, eigentlich ein Gegenstück des von Iffland-Ring-Trägers Josef Meinrad in einem Adventsvierteiler verkörperten Don Quichote.

Auf der anderen Seite wurden Abenteuerserien wie Lederstrumpf, Filme wie Robinson Crusoe, oder und Comics wie Prinz Eisenherz der Trigger, mal nach den historischen Hintergründen zu recherchieren.

Heutzutage ist Wikipedia das Kinderfernsehen und das Internet der Dachboden.

Den ganzen Tag etwas machen, was einem Spaß macht. Warum denn nicht? Die Brücke schlagen zwischen dem jetzigen Beruf eines Projektmanagers und dem Stöbern in Büchern, Archiven und an der frischen Luft. Das eigenbrötlerische Zusammensetzen von Dokumentation und der Kontakt zu Gleichgesinnten und Interessierten? Hmmmm… Für Themen, die mich interessieren, würde ich schonmal den Zampano oder Tausendsassa spielen. Im stillen Kämmerlein planen, recherchieren, schreiben, vorbereiten.

Um dann einen Vortrag zu halten, ein mehrsprachiges Event zu koordinieren oder eine digitale Umsetzung zu steuern. Kreatives Arbeiten zwischen Forschung im stillen Kämmerlein und Erlebnissen für Menschen sowie Diskussionen mit jenen, die man begeistern kann, bei denen etwas hängenbleibt und die sich dann selber mal in ein Thema stürzen. Diese dann auf ihrem Weg zu begleiten, eine ihrer Veranstaltungen bzw. Projekte zu unterstützen oder sie bei Veröffentlichungen zu coachen…

Beim ‚Stöbern‘ bekommt man immer wieder netten und unerwarteten Kontakt. So versuchte ich etwas zu einem Sergeanten herauszufinden, der als Dolmetscher nach der Operation Market Garden (Die Brücke von Arnheim) bei einem britischen Stoßtrupp aufsaß.

Das besagte Household Cavalry Regiment hatte ein eigenes Museum. Dort hatte ich Kontakt mit einem Harold McMillan, seines Zeichens Corporal on horse im Ruhestand. Er erklärte mir, dass es in der Household Cavalry eigentlich keine Sergeanten gab. Der Begriff Sergeant kommt aus dem Französischen und hat etwas mit “Service”, also mit „Dienen“ zu tun. Ein Korporal der Household Cavalry jedoch ist aus seinem Selbstverständnis keinem Untertan. So entschied man sich zu einer anderen Bezeichnung. Außerdem hat ein Sergeant normalerweise eine bestimmte Anzahl von Soldaten unter sich. Ein Korporal der Household Cavalry hat aber genau ein Pferd unter sich. Also wurde sich der Bezeichnung Corporal on Horse bedient.