Die Hyper-Inflation vor fast 100 Jahren war schon heftig. Trotzdem wird aber schonmal maßlos übertrieben. Bei den sich überschlagenden Zahlen fehlten manchmal die Relationen. Wie lief das damals ab für jeden Einzelnen, der nicht an Wertlosigkeitsrekorden interessiert war, sondern mit seinen Lieben über die Runden kommen wollte.
Der Wertverlust der Scheine war gegen Ende der Inflation so groß, dass Kinder damit spielten. Sie wurden als Tapete gebraucht oder als Brennmaterial benutzt oder einfach weggeworfen. Es gilt als sicher, dass eine Inflationstapete deutlich günstiger war als eine aus dem Laden. Hier würden eher ästhetische als finanzielle Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Zum Thema Brennwert der Scheine kann man eine Gleichung aufstellen, die den Heizwert von Papier gegenüber Braunkohlebriketts berücksichtigt. Wenn der Wert des Produktes aus Nominalwert x Gewicht in g x 1000 x 15 (Heizwert von Papier) grösser ist als der Tagespreis von 1kg Braunkohlebriketts x 19.5 (Heizwert Braunkohlebrikett) dann kann man das Geld getrost verbrennen. Das ist nur eine Gedankenspielerei. Nach dieser Formel hätte man den 1.2 Gramm wiegende 20.000 Markschein vom 26. März ab dem 12. Oktober besser in den Herd gesteckt, als mit 20.000 Markscheinen Kohlen kaufen zu gehen. Das hätte auch zeitlich gepasst, da es im Oktober schon anfing, kälter zu werden. Der 1 Gramm wiegende Millionenschein vom 3. Juli hätte die Grenze am 30. Oktober überschritten.
Kompliziert wird es, wenn man die damaligen Werte auf die heutige Zeit zu übertragen versucht. Dazu kann man auch eine Formel aufstellen, die allerdings keine Garantie auf absolute Genauigkeit 272 bietet. Der Missing-Link als Basis für diese Berechnung ist der Goldpreis von 1913. Im Jahre 1913 war eine Goldmark = 1 Papiermark und entsprach einem Gewicht von 0.35842 g Gold. Am 1 August 1923 wurde für diese Goldmark 262.000 Papiermark veranschlagt. Die Goldmark des Jahres 1913 entsprach wiederum 4.87 Euro. Zum Vergleich nochmal der Lohn eines Arbeiters aus der Kaiserzeit von ca. 20 Goldmark pro Monat. Wir kommen also auf folgende Formel: 1 Papiermark an einem bestimmten Tag entsprach 1 geteilt durch den Goldmarkkurs (262.000) x 4.87 Euro. 1 Million vom 1. August war somit € 18.59 wert, 1 Billion vom 30. Oktober € 314.53, 1 Billion vom 6. November 48,70 wert.